Mode und Girlpower in den 50s und 60s

In unserer Reihe „Was Mode und Girl Power miteinander zu tun haben“ stellen wir Euch Jahrzehnt für Jahrzehnt die Errungenschaften der Emanzipation vor, und wie die Mode sie beeinflusst. Los geht’s mit den 50ern und 60ern!

50s

Im Nachkriegsdeutschland streift sich eine junge Frau rasch den zweiten Nylonstrumpf, ein Must-Have dieser Zeit, übers Knie bevor sie einen letzten kurzen Blick in den Spiegel wirft: Die Brosche an ihrer Bluse ist farblich auf ihren Taillengürtel abgestimmt; unter dem wadenlangen Tellerrock blitzen die Spitzen ihrer Pumps hervor. Sie holt noch einmal tief Luft, zieht den Gürtel ins engste Loch, richtet ihre perfekt gelockte Hochsteckfrisur und beginnt einen weiteren Tag als Herrscherin über ihr Königreich: die Küche. Als Wunder der Effizienz schafft sie es, ihrem Gatten mit akkurat gebügelten Hemden und herrlichen Gerichten den Tag zu vereinfachen und dabei immer mühelos und frisch auszusehen. Sie beweist, dass niemandem Multitasking besser steht als der Frau. Das allgemeingültige Idealbild der Frau in den 50ern ist gezeichnet von majestätischer Weiblichkeit, spielerischer Eleganz und jugendlicher Vitalität. Eine fürstliche Erscheinung, aber auch ein spielerischer Kumpel muss sie sein, eine immerzu fröhliche Ehefrau, dessen liebste Freizeitbeschäftigung es ist, alle Funktionen ihres nagelneuen Backofens auszuprobieren und anregende Cocktailpartys zu feiern.  Eben all das, das dem Ende des Krieges ein Gesicht verleiht und den Luxus der einkehrenden Regelkonformität feiert. Wie so manchem cleveren Revoluzzer zuvor hat es der Frau irgendwann aber nicht mehr gereicht, ihr Mitspracherecht allein auf ihren Kaffeekocher einzureden. Sie schlüpft aus Mieder und Strumpfhaltern und tanzt gelöst aus ihrem Elfenbeinturm hinein in die Roaring Sixties.

60s

Aus dem von Dior geprägten Paris tanzt die Frau in den 60ern gradewegs ins regnerische London. Kurze Röcke und Hängekleidchen, dazu großzügig geschminkte Kulleraugen und Bubiköpfchen befreien die Frau zwar von der Enge der geschnürten Korsetts, behielten aber den immerwährenden Traum von Jugend und Freiheit bei. Ikonen wie Twiggy und Mia Farrow fügen dem Repertoire der Mädchenmode die damals noch ungesehene Hotpants zu. Der Wunsch nach Befreiung von den strengen Konventionen der Nachkriegszeit wird begleitet von der Sensation für die Frauenbewegung schlechthin; der Antibabypille. Heutzutage eher kritisch betrachtet, steht das runde kleine Hormonkügelchen damals für die sexuelle Befreiung der Frau. Die Hormondosierungen waren kurz nach Erscheinen der Antibabypille für heutige Verhältnisse noch gesundheitsschädlich hoch, hielten sie aber nicht davon ab, eines der meistgekauften Pharmaka der Jahrzehnts zu werden.

Eine Generation tritt an, die Kunst neu definiert und sich dabei von Drogen aller Art inspirieren lässt. Getanzt wird nicht nur beim „Summer of Love“ 1967, sondern auch auf diversen Demos, bei denen auch Frauen in Bluejeans und Batikhemden ihre wallende Mähne mit Stirnbändern bändigen und für mehr Freiheit und Gleichberechtigung einstehen. Wie tiefdringend der Wunsch nach Befreiung von Rollenpflichten und Gleichstellung war, beweist Rudi Gernreich, der 1964 im Versuch die Bademode zu de-sexualisieren scherzhaft den Monokini anbietet. Über Nacht erhielt er über 1000 Bestellungen.

 

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